Bedingt durch den Kauf eines Zweitrechners in Form eines kleinen Laptops (und die intensivere Beschäftigung mit dem Begriff “Cloud-Computing”) bin ich in letzter Zeit auf die Idee gekommen, dass es doch ziemlich cool wäre, wenn man seine Daten auf allen seinen Rechnern synchron halten könnte. So könnte man sich jederzeit ein Gerät schnappen und hätte immer alles parat was man so zum arbeiten benötigt.
Beim durchstöbern der zahlreichen momentan auf dem Markt befindlichen Lösungen, die einem genau dieses versprechen musste ich jedoch leider feststellen, dass es da noch Weiterentwicklungsbedarf gibt. Ich bin mir allerdings auch bewusst, dass ich wahrscheinlich viel zu sehr von einem Ideal ausgehe, das es so nicht geben wird. So wurde ich von allen getesteten Diensten gewarnt, dass die Synchronisation bei meiner Menge an Dateien “wahrscheinlich sehr lange dauern wird”, was dann auch so war. Die magere Upload-Bandbreite von immerhin einem ganzen Megabit hat dann noch ihr übriges erledigt.
Erfreulicherweise bin ich dann aber doch auf eine Lösung gestoßen, die zumindest einen Teil meiner alltäglichen Daten zwischen den zwei anfangs angesprochenen Rechnern abgleichen kann: Mozilla Weave.
Weave ist, wie alle “wolkenbasierten” Speichersysteme, eine Client-Server-Lösung, bei der die Daten zentral auf einem Rechner gespeichert werden, so dass die verschiedenen Clients darauf zugreifen können. Die auf dem Server befindliche Datenbank setzt dabei kaum Einschränkungen an die zu speichernden Daten, womit es prinzipiell möglich wäre beliebige Inhalte zwischen den Clients zu synchronisieren.
Momentan ist es jedoch so, dass es ausschließlich Clients für den Mozilla Firefox und seinen mobilen Kompagnon “Fennec” gibt. Sobald der Client in Form eines Plugins für den entsprechenden Browser installiert ist kann man nun die Lesezeichen, Chronik, Passwörter, die Einstellungen und sogar die aktuell offenen Tabs mit der Datenbank auf dem Server abgleichen. Natürlich kann man einzelne Teilbereiche auch deaktivieren, wenn man möchte, dass die Daten lokal bleiben. Da die einzelnen Clients immer nur zum Server synchronisieren wissen sie nichts voneinander. Prinzipiell könnte man die Synchronisation sogar mit nur einem Client als eine Art Backup nutzen. Sollte man dann den Browser einmal neuinstallieren müssen, so genügt eine Synchronisation mit dem Server und schon ist alles wieder da.
Nun zum Thema Server: Natürlich stellt Mozilla einen Server für Weave zur Verfügung, den man kostenfrei nutzen kann. Und da die Daten von jedem Client vor dem Versand zum Server noch einmal verschlüsselt werden (das Passwort dafür ist nicht das gleiche wie für den Zugang zum Server selbst), braucht man sich auch keine Sorgen machen, dass die Daten ausspioniert werden.
Wer, wie ich, trotzdem gerne einen eigenen Server haben will, der darf sich freuen, denn auch der Server ist frei verfügbar so dass man sich eine eigene Instanz installieren kann. Vielleicht will man ja auch garnicht ins Internet synchronisieren, sondern nur im Heimnetzwerk.
Das Tutorial um den Server zu installieren ist zwar nicht besonders kompliziert, dafür aber aufwendig. Zum Glück gibt es eine Alternative! Für diejenigen, die den Server nur für sich selbst brauchen und nicht tausende von Benutzern mitversorgen wollen ist die Minimalversion des Weave-Servers genau das Richtige. Außerdem stellt diese Version auch keine besonderen Ansprüche an ihre Umgebung, sondern läuft auf (fast) jedem PHP-Webspace. Wichtig ist, hier noch zu erwähnen, dass der Name “Minimalversion” nicht von ungefähr kommt. Es fehlen wirklich ein paar Funktionen, unter anderem die Sicherheit, was dem Fehlen einer “richtigen” Datenbank geschuldet ist. Es wird nur eine SQLite Dateidatenbank verwendet.
Die Installation ist wirklich simpel: Zunächst läd man sich das aktuelle Archiv herunter und läd den Inhalt auf den Server. Wenn möglich sollten die Dateien dabei in einem Verzeichnis landen, dass nicht direkt aus dem Web zugreifbar ist, da sonst die Datenbankdatei, die der Server erstellt, ebenfalls erreichbar ist und so heruntergeladen werden könnte. Die Daten sind zwar verschlüsselt, aber Gelegenheit macht Diebe.
Nun muss man dem Server sagen, dass er Anfragen an ein (frei wählbares) Verzeichnis an die index.php in dem Verzeichnis weiterleiten soll. Das geht bei Apache zum Beispiel mit einer Alias-Zeile:
Alias /weave /<vollständiger Pfad zum Weave-Server>/index.php
Nun sollte (evtl. nach einem Neustart des Webservers) der Weave-Server erreichbar sein. Nun muss man einmal den Server aufrufen, damit die Datenbankdatei erstellt wird. Das geht, indem man die Server-URL mit einem Browser aufruft:
- http://
/weave/1.0/user/info/collection im Browser aufrufen (bzw. https://, wenn SSL verwendet wird) - Es sollte eine Benutzerabfrage erscheinen. Als Benutzer “user” und ein beliebiges Passwort eingeben.
- Dann sollte ein Fehler erscheinen, dass der Benutzer nicht existiert, aber die Datenbank (weave_db) wurde erstellt.
Nun kann man mit dem “create_user” script, dass sich im Serververzeichnis befindet einen neuen Benutzer anlegen und schon kanns losgehen. Eine Empfehlung noch: Damit das Passwort, das man zum Anmelden an den Server verwendet, nicht so leicht ausspioniert werden kann, sollte man den Weave-Server immer nur über eine SSL-Verbindung abrufen.
Ich wünsche viel Erfolg bei der Installation bzw. viel Spaß mit Weave.
Gruß
Xp